„Winterart“ im Essenheimer Kunstforum
Allgemeine Zeitung Mainz
Region
26.11. 2018
Holz, Karton und Terrakotta
Dritte „Winterart“ im Essenheimer Kunstforum / Katharinenkirche mal als Pop Art, mal im Feininger-Stil
Von Klaus Mümpfer
ESSENHEIM . Auf einem Baumstumpf beherrscht schon wegen seiner monumentalen Ausmaße der geglättete hölzerne Frauenakt „Curva“ des Dorn-Dürkheimer Künstlers Achim Ribbeck im Essenheimer Kunstforum das Erdgeschoss. Fast unbemerkt an der Wand steht sein negativ in Holz gehauenes „Äffchen“, das mit raffiniert gestaltetem Augenpaar den Besucher im Raum zu verfolgen scheint.
Diagonal gegenüber lockt die kleinformatige Materialcollage „Lipstick moon“ von Peter Schäfer-Oswald mit roter Nase die Besucher an. Das daneben hängende Materialbild „Fast nur Haut und Knochen“ mit Fischhaut und Wildtierknochen auf Holz ist kaum größer. Andreas Preywisch hat dem Künstler Schäfer-Oswald einen Fund mitgebracht, den dieser spontan als Teil eines Mufflonkopfes erkennt und der sicher bald in einem weiteren Kunstwerk Verwendung findet. Zwei Terrakotta-Büsten von Susan Geel, auf denen die Farben nicht aufgetragen, sondern eingebrannt sind, wecken die Neugier der Betrachter.
16 Mitglieder des Kunstforums gestalteten auf vier Etagen des Gebäudes bis 25. November die dritte „Winterart“-Ausstellung, zog die Vorsitzende Eva Damaris Appel in einer kurzen Vernissage-Rede Bilanz. Der Verein habe sich nach der Aufnahme von Film-Fans und Fotografen allen Richtungen der Kunst geöffnet. „Mit fast 300 Mitgliedern werden wir immer größer und erweitern uns“, sagte sie. Die Arbeiten der Künstler Wim Fischer, Hans Gaubatz, Susan Geel, Claudia Geuss, Inka Grebner, Frank Hoffmann, Winfried Mörmann, Beate Münch, Sieglinde Nordmann, Ellen Ribbe, Achim Ribbeck, Dagmar Ropertz, Peter Schäfer-Oswald, Stefanie Schiller, Gabriele Sehn und Elly Zindler setzen bewusst Farbenpracht und Formenvielfalt gegen das Grau des gegenwärtigen Novembers.
Die Aufforderung, neue Mitglieder zu werben, verband die Vorsitzende mit dem Dank an die zahlreichen Helfer beim Aufbau der Ausstellung und dem Catering. Unter den Aktivitäten des vergangenen Jahres hob Eva Damaris Appel die Ernennung des Kurators und langjährigen Vorstandes Andreas Preywisch sowie der Nieder-Olmer Künstlerin Liesel Metten als Ehrenmitglieder hervor.
In der ersten Etage lassen ein Holzstamm und eine Kugel auf farbigen Karton-Blättern, aus denen ein Eichentrieb erwuchs, dem Besucher Raum für Spekulationen. „Waldboden 20 zu eins“ nennt Wim Fischer seine Installation.
Waldboden aus Karton, Tierbilder aus Linoleum
Auf dem Weg in die vierte Etage geht der Betrachter an Tierbildern von Inka Grebner, zum Teil als Linolschnitte mit Aquarellfarben, vorbei. Sieglinde Nordmann hat als Sujet die Katharinenkirche in Oppenheim entdeckt. Die Künstlerin zeichnete sie mit dem Fineliner auf Papier, malte das Gotteshaus mal als Pop Art oder im Stil Andreas Feiningers mit linearen Elementen.
In der Etage darunter formuliert der Maler Hans Gaubatz die Frage der Vorsitzenden nach seiner Motivation um: „Was sollten Sie tun, um von mir karikiert zu werden?“. Denn an der Wand hängen farbenprächtige Skizzen und Bilder von Personen und Gesichtern. Claudia Geuss verrät, dass sie zu Hause ein Acrylgemälde besitze, das sie auf keinen Fall verkaufen möchte.